Gesucht: die Gaisburger Rennwagen-Schmiede

veröffentlicht am 08. Januar 2016

Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung: Die Jubiläumsschau „Made in S-Ost“ ist zwar vorüber, aber es soll, wie mitgeteilt, 2016 einen zweiten Teil geben. Und nach Material hierzu forscht MUSE-O schon jetzt. Heute gesucht: die Turbo-Motoren AG in der Ulmer Str. 172.

Der Schweizer Konstrukteur G. W. Müller produzierte ab 1920 in seiner Firma „G. W. Müller & Co.“ im heute zu Zürich gehörenden Oerlikon ein Fahrzeug mit einem ungewöhnlichen Fünfzylinder-Sternmotor. Es hatte eine offene Karosserie, konnte als Zwei- oder Viersitzer geliefert werden und stand in drei Motorvarianten mit 25 PS, 32 PS oder – als Sportmodell – mit 75 PS zur Verfügung. 1923 verlagerte Müller die Produktion aus ungeklärten Gründen nach Stuttgart-Gaisburg und nannte das Unternehmen Turbo-Motoren AG. Sie hatte ihren Sitz beim Brendle in der Ulmer Str. 172 und 172 c; dort befinden sich heute Werkstätten und Lager sowie Nebenräume einer Moschee.

Der Briefkopf des gesuchten Gaisburger Motorenbauers. Sammlung Gohl

Der Briefkopf des gesuchten Gaisburger Motorenbauers. Sammlung Gohl

1924 nahmen drei Turbo-Fahrzeuge am heute legendären Solitude-Rennen teil, das in jenem Jahr erstmals als Rundstreckenrennen ausgetragen wurde. In der Klasse der 32-PS-Autos belegte der Turbo aus Gaisburg den ersten und den dritten Platz! Das Siegerfahrzeug steuerte Friedrich Eitel, den Bronzeplatz erreichte der Firmeninhaber G. W. Müller. Doch der sportliche Erfolg half nichts, die Zeiten waren schwierig. Schon im gleichen Jahr musste Müller die Produktion einstellen, das Adressbuch von 1927 bezeichnet das Unternehmen als „in Liquidation“ befindlich. Die einschlägigen (noch nicht ausgewerteten) Akten im Staatsarchiv in Ludwigsburg enden 1930.

Der Schriftzug des Gaisburger Autoherstellers. Sammlung MUSE-O

Der Schriftzug des Gaisburger Autoherstellers. Sammlung MUSE-O

Wahrscheinlich hat kein einziges Turbo-Auto bis heute überlebt. MUSE-O liegt nur eine winzige, dürftige Kopie eines entsprechenden Fotos vor. Das wäre also der erste Wunsch der Verantwortlichen: gute Bilder des Turbo, gerne in der Werkstatt, gerne im Renneinsatz. Wie sahen die Produktionsgebäude und –anlagen im östlichen Gaisburg zu jener Zeit aus? Auch Anzeigen oder Prospekte dieser ganz besonderen Automobilfabrik sind spannend. Vielleicht weiß auch jemand etwas über den Konstrukteur G. W. Müller oder den Rennfahrer Friedrich Eitel.

Ganz mysteriös ist der Fall einer (namhafen!) Motorenfabrik, die ebenfalls in Gaisburg ansässig war. In der Sammlung des MUSE-O-Kurators Ulrich Gohl findet sich ein Briefbogen aus dem Jahre 1932, darauf ist zu lesen: „Deutsche Peugeot-Motoren G.m.b.H. Stuttgart-Gais­burg“. Es fehlt aber die Straßenangabe und noch seltsamer: Das Unternehmen ist nicht im Adressbuch verzeichnet. Was hat es bloß damit auf sich?

Wer dem Museumsverein entsprechende Informationen oder Objekte zur Ver­fügung stellen kann, wende sich bitte an den Kurator des Vereins, Ulrich Gohl, am besten per E-Mail über gohl@n.zgs.de

 

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