Gesucht: Gold- und Silberwaren aus Berg

veröffentlicht am 15. Februar 2016

Nach wie vor sucht MUSE-O Objekte und Informationen über Produktionsbetriebe des Stuttgarter Ostens, die im zweiten Teil der Ausstellung „Made in S-Ost“ ab Mai 2016 vorgestellt werden sollen. Diesmal: die Württembergische Gold- und Silberwarenfabrik AG in der Poststraße 10 in Berg.
In der (kleinen) Sammlung des Museumsvereins Stuttgart-Ost liegt ein geheimnisvoller, leerer Briefumschlag. Er stammt aus der Inflationszeit 1923 und ist mit einer 30 000-Mark-Briefmarke freigemacht. Als Absender findet sich aufgedruckt eine „Württ. Gold- und Silberwarenfabrik A.-G. Stuttgart-Berg“ mit der Adresse „Poststrasse 10“. Weder das Gebäude noch die Adresse gibt es noch, niemand erinnert sich anscheinend an das Unternehmen.

Berg Goldfabrik

Ein leerer Briefumschlag, das derzeit einzige bekannte Relikt eines Berger Edelmetallwerks. Sammlung MUSE-O

Doch im Stadtarchiv entdeckt man Hinweise – allerdings nicht etwa in den Akten, sondern in den lückenlos überlieferten Adressbüchern. Zusammen mit wenigen verstreuten Einzelheiten aus anderen Quellen ergibt sich nun ein (vielleicht auch nur vorläufiges) Bild.
Seit 1897 stand an der Ecke Post-/Mühlenstraße die stattliche Gaststätte „Zum Berger Hof“. Die Poststraße gibt es in diesem Bereich heute nicht mehr, die Mühlenstraße heißt jetzt Nißlestraße. Die Gegend ist völlig umgestaltet, das Gebäude stand etwa dort, wo sich jetzt die Schranke zum Leuze-Parkhaus befindet. Wohl 1921 (weil erstmals im Adressbuch 1922 erwähnt) gründete ein gewisser Adolf Fischer seine „Gold- und Silberwarenfabrik“ und siedelte sie genau hier in den leer stehenden Gasträumen an. Fischer kannte sich mit Edelmetallen aus, denn vorher hatte er als Inspektor in der Münze gearbeitet. Schon ein Jahr später firmierte das Unternehmen um und nannte sich Württ. Gold- und Silberwarenfabrik AG. Möglicherweise gehörte sie nun zu einen Berliner Unternehmen, der Berliner Handelsgesellschaft, denn in deren Akten, die in Koblenz lagern, finden sich Hinweise auf den Berger Betrieb. 1928 erscheint das Unternehmen dann letztmals im Adressbuch, ging also offenbar im Laufe dieses Jahres ein. (Danach lockte hier wieder ein Lokal seine Gäste.)
Völlig unklar ist, was der Betrieb tatsächlich produziert hat. Und genau hier hofft MUSE-O auf aufmerksame Leserinnen und Leser. Wer hat einen Prospekt oder einen Katalog dieses Unternehmens? Findet sich irgendwo vielleicht sogar ein Edelmetall-Schälchen oder ein Schmuckstück, das einst in Berg geschaffen wurde?  Ob die Firma die naheliegende Abkürzungen WGS oder WGSF führte, wissen wir leider nicht. Wer helfen kann, wende sich bitte an den Kurator der Ausstellung, Ulrich Gohl, am besten per E-Mail über gohl@n.zgs.de.
Dies war übrigens der letzte MUSE-O-Aufruf in dieser Sache, denn nun macht sich das Rechercheteam der Vereins an die Zusammenstellung der Ausstellung „Made in S-Ost“, 2. Teil.

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