Wertvolles Geschenk für MUSE-O

veröffentlicht am 07. Februar 2021

In den 1950er-Jahren hat ein Junglehrer eine wissenschaftliche Arbeit über Gablenberg geschrieben. Vor 20 Jahren schenkte seine Tochter dem Museumsverein ein Exemplar dieses Werkes, von dem es nur ganz wenige gibt. „Stadtteil aktuell“ schaut hinein.

Heinz Bölstler war in den 50er-Jahren Lehrer an der Wagenburgschule. Zu seiner Zweiten Dienstprüfung 1954 hatte er eine wissenschaftliche Untersuchung zu schreiben. Als Thema wählte er: „Gablenberg in Einzelbildern aus Gegenwart und Vergangenheit“. Nach einem langen Arbeitsleben starb Bölstler im Jahre 2000. Seine Tochter Gertrud Schmidt übergab die beiden Bände wenige Monate später an MUSE-O, wo sie in die kleine Spezialbibliothek im Büro des Alten Schulhauses eingereiht wurden.
192 maschinengeschriebene Seiten umfasst der fest gebundene Textband, dazu kommt eine stabile, dicke Mappe, ebenfalls in DIN A4, mit 80 historischen und damals aktuellen Bilder von hoher Qualität, aufgezogen auf Kartons. Man liest einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Stuttgarter Weilers und erfährt Interessantes aus der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Fleckens. Auch Einzelthemen werden bearbeitet, etwa die kirchlichen Verhältnisse, das Schulwesen, Brunnen, Post und Feuerwehr. Heiteres teilt der Autor ebenfalls mit: die Geschichten von einigen Dorforiginalen, die Hintergründe mancher Übernamen und lustige Anekdoten, vor allem aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Eine wahre Fundgrube stellt der zweite Band, die Bildermappe dar. Manche hier vorgestellten Aufnahmen sind fast so etwas wie hiesiges Gemeingut, waren beispielsweise schon in der MUSE-O-Ausstellung über die Gablenberger Fotografen Schlienz zu sehen oder sind in dem MUSE-O-Heft von Julie Langenstein über Gablenberg abgedruckt. Andere aber kommen einem unbekannt vor, so das hier wiedergegebene.

Ankunft der Straßenbahn in Gablenberg 1905,

Es zeigt die Ankunft des ersten Straßenbahnzuges im oberen Dorf im Jahre 1905. Der Autor schrieb dazu: „Mit Fahnen, Girlanden und Festtagskleidung hieß man die ersten Straßenbahnwagen willkommen. Die Freude der Gablenberger, nun richtig zu Stuttgart zu gehören und in der Zukunft beschwerliche Wege sparen zu können, ist zu verstehen.“
Im Hintergrund ist auf der Fotografie die Petruskirche zu sehen und erleichtert die Einordnung der Örtlichkeit. Die im Bild rechts angeschnittenen Gebäude wurden 1935 zur Anlage des Schmalzmarktes abgerissen, damals verschwand auch die riesige, markante Pappel. Unter dem Fahnenschmuck ist die schwarz-weiß-rote Reichsflagge zu erkennen und die im Schwarzweißbild komplett dunkel erscheinende schwarz-rote württembergische Landesflagge. Seltsamerweise sind die schwarz-gelben Stadtfarben mit dem Rössle nirgends zu entdecken.
Bei Gelegenheit werden wir weitere Bilder aus diesem wertvollen Geschenk im „Stadtteil aktuell“ und auf www.muse-o.de veröffentlichen.

MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart.
Aktuelle Informationen stets unter www.muse-o.de

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