Gablenberg und seine Schulen – 400 Jahre Schulgeschichte

1559
Die württembergische Große Kirchenordnung von Herzog Christoph schrieb vor: In jedem namhaften und volkreichen Flecken, der bisher schon einen Mesner angestellt hatte, soll künftig der Mesner auch Schule halten. Gablenberg war damals ein unbedeutender, kleiner Weiler mit etwa 100 Einwohnern. Mitten im Orts stand wohl eine kleine Kapelle, die aber keinen eigenen Mesner besaß. Wollten die Gablenberger Kinder eine Schule besuchen, mussten sie entweder über den Lausbühl nach Stuttgart oder ins Tal hinab nach Cannstatt.
1583
Herzog Ludwig verlegte den Pfarrsitz von Berg nach Gaisburg und erhob die dortige Kapelle zur Pfarrkirche.

 

1596
Der Gaisburger Mesner unterrichtete in den Wintermonaten die Gaisburger und Gablenberger Buben.

1649
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde im Herzogtum Württemberg die allgemeine Schulpflicht eingeführt.

1654
Nunmehr durften auch Mädchen die Gaisburger Schule besuchen.

1684
In Gaisburg wurde auch in den Sommermonaten Schule gehalten.

1698
Gablenberg erhielt einen eigenen Schulmeister, Johann Georg Knauß. Weder ihm noch seinen Nachfolgern stand ein eigenes Schulhaus zur Verfügung. Die Kinder kamen vielmehr zu ihm ins Haus, wo er sie in der Wohnstube unterrichtete.

1758
Der Gablenberger Schulmeister Johann Christoph Bertsch beklagte sich, die vielen Schüler – nämlich 73 – hätten ihm in seinem Haus den Fußboden und die Fenster ruiniert.

1781
Johann Georg Mezger aus Vaihingen auf der Filder übernahm das Schulmeisteramt. Er war nicht der Wunschkandidat der Gablenberger und tat sich deshalb schwer an seinem neuen Wirkungsort. Als Fremder besaß er kein eigenes Haus, worin er die Schüler und Schülerinnen hätte unterrichten können; so war er ständig auf der Suche nach einem geeigneten Raum und zog mit seiner Schülerschar von einem Haus zum anderen. Die Schulaufsichtsbehörde konnte dieser Wanderschule nicht tatenlos zusehen; vergeblich versuchte sie, den Stadtmagistrat dazu zu bewegen, auch in Gablenberg ein Schulhaus zu erwerben, wie sie es Jahre zuvor in Heslach getan hatte. Für einen Schulhauskauf in Gablenberg hatte die Stadt jedoch kein Geld.

1782
Schulmeister Mezger zog mit 112 Kinder durch den Weiler, immer auf der Suche nach einem geeigneten Raum. In seinem Prüfungsbericht schrieb der Visitator: Damit der Schulmeister mit seiner Schule nicht immer umherwandern mußte und da er so leicht keinen Platz mehr fand, erbarmte sich dessen jemand, der der Schule aufhelfen wollte und kaufte ein eigenes Haus für die Schule, daß sie von nun an einen stets sicheren Ort hat. Der Visitator selbst hatte im Winkel (Hauptstr. 95, heute Teichstr. 3 und 5) ein Haus erworben und es dem Schulmeister gegen eine Jahresmiete von 25 Gulden überlassen unter einer Bedingung: Wenn er sein Amt aufgebe, müsse er das Haus seinem Nachfolger überlassen.

Die Schulraumsituation verbesserte sich aber nur vorübergehend. Unaufhörlich strömten Arbeitssuchende aus dem Umland in die Stadt, und da die Mieten in Stuttgart sehr teuer waren, suchten sie in dem Weiler Gablenberg eine preiswertere Unterkunft. Entsprechend nahm die Zahl der Schüler zu; 1782 waren es noch 112, im Jahre 1818 aber bereits 185. Der Stuttgarter Stadtmagistrat sah trotzdem keine Notwendigkeit, in Gablenberg endlich ein geeignetes Schulhaus zu errichten.

1828
Ein öffentliches Schulhaus ist in Gablenberg nicht vorhanden. Der Schullehrer bewohnt sein eigenes Haus, in welchem ein Schulzimmer eingerichtet ist. Das Schulzimmer, durch einen Verschlag abgeteilt, ist ziemlich hell, hoch und gesund, aber nicht mehr geräumig genug, weswegen auch nach Abteilungen unterrichtet werden muß. Für 200 Schülerinnen und Schüler war das Haus in der Teichstraße, auch wenn in Abteilungen unterrichtet wurde, zu klein.

1837
Die Stadt erbaute am Ende des Weilers (Hauptstr. 130) ein zweistöckiges Schulhaus mit drei Klassenzimmern und einer Lehrerwohnung.

Doch ständig stiegen die Schülerzahlen weiter.

1783: 112 Schülerinnen und Schüler
1842: 197
1877: 322
1882: 391
1891: 537
1900: 679
1905: 712
1876
Das Schulhaus wurde um ein Stockwerk erhöht, wodurch man zwei weitere Klassenzimmer erhielt.

1882
Drei Klassen mussten in das Gemeindehaus (Hauptstr. 79) ausweichen, da der Platz im Schulhaus nicht mehr ausreichte.

1891/92
Die Stadt erbaute am nördlichen Ende des Weilers ein neues Schulhaus (Hauptstr. 13). Die Schulraumnot konnte damit vorübergehend behoben werden.

1901
Im Alten Schulhau wurde der Eingang von der Straße an die Seite verlegt, damit die beiden Klassenzimmer im Parterre vergrößert und mehr Kinder untergebracht werden konnten.

1910
Die Neue Schule in der Hauptstraße 13 erhielt einen Anbau mit fünf Klassenzimmern und einem Zeichensaal.

1909/10
Eugen Hensche eröffnete in einem Privathaus (Heidehofstr. 7) die Reformschule Heidehof. Ihr Ziel ist es, die Lernschule zur Arbeitsschule umzugestalten (heute Heidehof-Gymnasium).

1912/14
Bau der Wagenburgschule. Nach ihrer Fertigstellung zogen zunächst nicht Schülerinnen und Schüler ein, sondern – nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges – Soldaten.

1936
Im oberen Stockwerk der Gablenberger Kelter, Ecke Pflasteräcker-/Klingenstraße, waren Klassenzimmer eingebaut, in denen Unterricht erteilt wurde.

1944, Okt./Dez.
Die Neue Schule wurde bei einem Luftangriff ganz, das Alte Schulhaus teilweise zerstört, und zwar der Dachstuhl und die Giebelwand gegen die Aspergstraße.

1945, 1. Okt.
Da die beiden Gablenberger Schulen zerstört waren, mussten die Schülerinnen und Schüler den Unterricht in den benachbarten Schulen besuchen (Wagenburgschule, Ostheimer Schule und Gaisburger Schule).

1946
Im Frühjahr konnte der Unterricht für drei Grundschulklassen im Gemeindehaus der evangelischen Petrusgemeinde (Krämerstr. 12) aufgenommen werden.

1948, 1. Sept.
Nach der Instandsetzung des Alten Schulhauses standen wieder sechs Klassenzimmer zur Verfügung.

1954, Sept.
In der wieder aufgebauten Neuen Schule wurde der Unterricht aufgenommen.

1974
Nachdem die Fuchsrainschule erbaut war, stand das Alte Schulhaus leer. Sie wurde dann von ENAIP, einer italienischen Fortbildungsschule, übernommen.

Seit 1998
Der neu gegründete Museumsverein Stuttgart-Ost e. V., MUSE-O, bemüht sich um den Erhalt des Alten Schulhauses. Er hat in den Räumen unter anderem ein Stadtteilmuseum gerichtet.