Ausstellung über „Ostend-Roman“-Autor Manfred Esser
75 Jahre alt wäre Manfred Esser in diesem Jahr geworden, der Schriftsteller, dem Stuttgart und speziell der Stuttgarter Osten seinen „Heimatroman“ verdankt. MUSE-O erinnert aus diesem Anlass an den Dichter mit einer Ausstellung, die am Samstag, dem 12. Oktober um 15 Uhr eröffnet wird.Viele hatten den markanten Band schon in der Hand, den Ostend-Roman, erschienen 1978 zuerst im März-Verlag. Wie alle Bücher dieser Edition trug er einen sonnenblumengelben Umschlag mit dunkelroter und schwarzer Schrift. Das Titelbild: eine historische Abbildung eines Abschnittes des Kanonenwegs, der heutigen Haußmannstraße, der zur „Kolonie Ostheim“ gehört.
Nicht alle, die den vielgelobten Band in ihrem Bücherregal stehen haben, haben ihn auch gelesen. Er erschließt sich nicht leicht mit seiner überbordenden Vielzahl an Figuren und Handlungssträngen. Eines aber ist klar: Orte der Handlung sind fast ausschließlich Ostheim und Gaisburg. Und manch einer der Protagonisten kommt einem merkwürdig bekannt vor. Derb geht es hier zu rund um den Ostendplatz und direkt, wie so oft im Osten großer Städte, wo die Arbeiter wohnen; hier ist die Luft schlechter als anderswo, die Industrie dreckiger und lauter.
Den lokalen Gegenpol bildet im Buch das Waldheim Gaisburg, dort wo Kommunisten, freischwebend linke Intellektuelle und ganz normale Ausflügler zusammen- und aufeinandertreffen.
Esser wurde 1938 in Wormersdorf in der Voreifel geboren, halbwegs zwischen Bonn und Bad Münstereifel, wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Er studierte Philosophie, schrieb schon mit 23 seinen Debüt-Roman „Duell“, der meist hervorragende Kritiken erhielt. 1962 kam Esser nach Stuttgart, als Hörspielredakteur beim damaligen Süddeutschen Rundfunk. Er bewegte sich im geistigen Umfeld des hiesigen Sprachphilosophen Max Bense. Schon im Folgejahr tat er sich mit vier Gleichgesinnten zum Sozialistisch-Katholischen Künstler-Bund SKKB zusammen, der dem Protest der 1960er-Jahre hierorts eine spezielle Note gab.
1978 erschien dann der Ostend-Roman, der Esser berühmt machte. Kurz danach erlitt er einen schweren Herzinfarkt, von dem er sich nie mehr ganz erholte. Er lebte nun meist in Italien, veröffentlichte mehrere Bücher. Er starb 1995 auf Fuerteventura und ist in Vischel, nahe seinem Heimatort, beerdigt.
Die Texte der Ausstellung, die 2011 schon im Literaturhaus zu lesen waren, stammen von dem Schriftsteller und Literaturkritiker Helmut Böttiger. Zu ihnen stellt die jetzige Ausstellung Objekte aus dem Leben des Dichters, teilweise aus Familienbesitz, und zahlreiche Fotos, meist aus der Sammlung des SKKB-Mitstreiters Wolfgang Kiwus. Fast alle Bücher Essers werden gleich zweimal präsentiert: einmal museal, verschlossen in der Vitrine, zum anderen obenauf liegend – hier kann jede Besucherin und jeder Besucher die so unterschiedlichen Bände in die Hand nehmen, blättern und sich festlesen.
Im Raum 5 wird wieder das MUSE-O-Winzkino eingerichtet; zu sehen ist dort eine 23-minütige Filmcollage mit Esser-Szenen, die Wolfgang Kiwus zusammengestellt hat.
Eröffnet wird die nur sechs Wochen laufende Ausstellung mit einer kleinen Feier am Samstag, dem 12. Oktober um 15 Uhr.
Manfred Esser. Zum 75. Geburtstag des Autors des „Ostend-Romans“. Eine MUSE-O-Ausstellung mit Texten von Wolfgang Böttiger
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
Eröffnung Sa., 12. Oktober 2013, 15 Uhr; Ausstellung bis Sonntag, 24. November 2013
Geöffnet Sa, So 14-18 Uhr (mit weiterführenden Informationen)
Eintritt: € 2,-, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart.