Fast jeden Tag ein Selbstbildnis

veröffentlicht am 25. Oktober 2005

Eine Ausstellung im MUSE-O wirft einen ungewöhnlichen Blick auf die hinterlassenen Bilder des Gablenberger Malers Albert Umgelter. Die „Kunstinstallation“ wird am Sonntag, dem 20. November, um 18 Uhr eröffnet.

Er sah sich gerne als der „van Gogh von Gablenberg“, trug immer Künstlerhut und Weste und war im erfreulichen Sinne das, was man ein Original nennt. Umgelter, geboren 1917, war als Künstler Autodidakt, aber viele seiner Bilder erreichten eine Qualität, die über einen nur naiven Malstil hinausweist, und so mancher Gablenberger hat auf einer seiner Ausstellungen einen „echten Umgelter“ erworben.

Beliebt bei den Käufern waren vor allem Ansichten des Stuttgarter Ostens, Garten- und Landschaftsstücke, aber Albert Umgelters hauptsächliche Liebe galt den Clowns und dem Selbstporträt. Über 30 Jahre hinweg malte er fast jeden Tag ein Selbstbildnis in wechselndem Kostüm. Zum Teil orientierte er sich an großen Vorbildern wie Holbein oder den Malern von Barbizon (mit denen er sich verwandt sah), zum Teil gelangen ihm selbstständige und immer wieder eindrucksvoll suggestive Auffassungen.

Als Umgelter im Jahre 2002 starb, hinterließ er eine riesige Sammlung von Zeichnungen und Bildern als Zeichen seiner unentwegten Produktivität, und seine Wohnung in der Gottliebstraße war geradezu tapeziert mit Selbstbildern; nie hat er einen Hehl daraus gemacht, dass er sich selbst für sein interessantestes Objekt hielt.

Nach Umgelters Tod wandte sich seine Tochter Ute Neumann an Pfarrer Christof Meyer mit der Frage, wie es im Sinne des Verstorbenen möglich gemacht werden könnte, die Werke des Vaters noch einmal in einer Ausstellung zu zeigen, und gab einen großzügigen Betrag für Katalog und Ausstellung. Glücklicherweise gelang es, den in Ausstellungskonzepten erfahrenen Stuttgarter Künstler Christoph Frick für die Sache zu interessieren. In den schön renovierten Räumen des Museumsvereins MUSE-O im Alten Schulhaus Gablenberg erwartet den Besucher nun eine ungewöhnlich dichte Präsentation, welche die Faszination des Umgelterschen Spiels der Selbstverwandlungen unmittelbar spüren lässt. Noch ist offen, wo die Sammlung eine dauerhafte Bleibe finden kann.

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, dem 20. November, um 18 Uhr erscheint ein sorgfältig edierter Katalog. Der Stuttgarter Kunsterzieher Hartmut Preuss wird den Gablenberger Maler würdigen.

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Die Möglichkeit, Bilder und Zeichnungen Albert Umgelters zu erwerben, besteht bis Ausstellungsende (29. Januar 2006) sonntags zwischen 11 und 17 Uhr.


Foto: Suse Stierle

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