Hohenloher Mundart im MUSE-O

veröffentlicht am 12. Oktober 2006

Heiter-hintersinnige Mundartgeschichten sind am 1. Dezember im MUSE-O zu hören: Otto Bauschert liest „Allerhand Lustichs und anders aus’m Frankeland“.

200 Jahre ist es jetzt her, dass Hohenlohe zu Württemberg kam. MUSE-O gedenkt dieses Jubiläums auf eigenwillige Art – mit einer Lesung in Hohenloher Mundart: Otto Bauschert, geboren vor 62 Jahren im heute zu Bad Megentheim gehörenden Wachbach, liest alte und ganz alte Geschichten aus seiner Heimat. Unter dem Titel „Ätsch Gäwele“ hat er „allerhand Lustichs und anders aus’m Frankeland“ wieder entdeckt, neu zusammengestellt und als Buch im Verlag Eppe herausgegeben.
Die Gedichte und Geschichten, die auch heute noch zum Schmunzeln verleiten, hat ursprünglich der Haller Verleger Wilhelm German vor rund 100 Jahren gesammelt. Sie stammen aus den früheren Oberämtern Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Hall, Heilbronn, Künzelsau, Mergentheim, Neckarsulm, Öhringen und Weinsberg. Die Texte sind in der jeweils örtlich gesprochenen Mundart geschrieben.
Otto Bauschert, der seit vielen Jahren im Stuttgarter Osten lebt, verspricht einen heiteren Abend mit schlitzohrig-hintersinnigen Texten, etwas für alle, die Mundart lieben. Der Referent beherrscht neben dem Merchedooler Dialekt auch Hochdeutsch und etwas Schwäbisch; er leistet bei Bedarf gerne Übersetzungshilfe.

Otto Bauschert

Otto Bauschert

Vor 200 Jahren wurde aus dem württembergische Herzog, dem „dicken Friedrich“, König Friedrich I. – freilich weniger durch eigene Verdienste, sondern mehr von Napoleons Gnaden. Der Franzose hatte ihm nämlich für die linksrheinischen württembergischen Gebiete, die er kassiert hatte, eine Entschädigung versprochen. So kamen nacheinander Oberschwaben, die Reichsstädte und die hohenlohischen Lande, zuletzt auch der Deutschordensstaat Mergentheim zu Württemberg: „einverleibt und abkassirt“ – wie es damals hieß. Die Kurfürstenwürde und den Königstitel gab es für Friedrich gratis dazu. Und er hatte ein neues Gebiet, aus dem er Soldaten für Napoleons Russlandfeldzug rekrutieren konnte.

Im Hohenlohischen war man über den neuen Herren nicht gerade glücklich, zumal ja auch die eigenen Fürsten selbst noch ein bisschen Macht behalten wollten – man also fortan gleichzeitig zwei Herren zu dienen hatte. Das war nur mit einer gewissen Schläue zu bewältigen, einer Fähigkeit, welche die misstrauischen Schwaben den neuen Landeskindern gern als Schlitzohrigkeit – negativ – auslegten. In jedem Fall hatten die Altwürttemberger in den neuen Territorien ein beliebtes Missionsgebiet für ihre königstreuen Beamten, Lehrer und Pfarrer gewonnen.
Die Hohenloher ihrerseits wurden oft Postler, Eisenbahner oder Straßenbahnschaffner in Stuttgart. Eines freilich haben sich die Hohenloher bis heute bewahrt, ob zu Hause oder im schwäbischen „Ausland“: ihre fränkische Mundart.

Allerhand Lustichs und anders aus’m Frankeland, gelesen von Otto Bauschert
Freitag, 1. Dez., 19.30 Uhr
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130
Eintritt € 4,-, für MUSE-O-Vereinsmitglieder € 3,-

Kategorien: Lesung/Vortrag | Kommentare deaktiviert für Hohenloher Mundart im MUSE-O