„Bass uff, wenn dr Noochtkrabb kummt!“

veröffentlicht am 05. November 2008


Hohenlohisch-fränkische Mundart gibt es auch in diesem Jahr wieder im MUSE-O. Am 19. Dezember liest Otto Bauschert Gedichte des Ludwig-Uhland-Preisträgers Gottlob Haag.
Otto Bauschert, der seit 20 Jahren im Stutgarter Osten lebt, ist den MUSE-O-Besuchern durch Lesungen in hohenlohischer Mundart schon bekannt.

Gottlob Haag

Gottlob Haag

Diesmal stehen Texte von Gottlob Haag im Mittelpunkt, der am 17. Juli dieses Jahres im 82. Lebensjahr in Niederstetten verstorben ist. Im Jahr zuvor hatte er für sein Gesamtwerk den renommierten Ludwig-Uhland-Preis erhalten.
Gottlob Haag (1926-2008) kam aus Wildentierbach (Niederstetten, Main-Tauber-Kreis), wo er auch die meiste Zeit seines Lebens ver-bracht hat. Er stammte aus einfachsten Verhältnissen: Der Vater war Korbmacher, die Mutter Taglöhnerin bei den Bauern des Dorfes. Nachdem der schmächtige Bub Schneider gelernt hatte, musste er in den Krieg ziehen. Nach der Gefangenschaft war Haag in vielen Berufen tätig, um sich und später auch seine Familie zu ernähren. Er war Schneider, Steinbrucharbeiter, Gasgeneratorenwärter, Nachtwächter, Texter bei einer Bausparkasse; erst 1961 fand er bei der Zivilverwaltung des Heeresflugplatzes Niederstetten eine dauerhafte Anstellung.
In den 1950er-Jahren machte sich Haag während seiner nächtlichen Arbeit mit zeitgenössischer Lyrik vertraut und schrieb selbst die ersten Gedichte. Die Bad Mergentheimer Zeitung, die ihn eigentlich als Lokalberichterstatter gewinnen wollte, druckte seine Texte ab, vor allem dann, als er in heimischer Mundart schrieb. In den 60er-Jahren erschienen Gedichte von ihm in Buchform, 1970 sein erster Mundartband: „Mit ere Hendvoll Wiind.“ Das war Mundartlyrik, wie man sie bisher kaum kannte: nicht ländlich-derb und spaßig, sondern besinnlich und mit einem genauen Blick auf die Welt, wie sie ihn umgab. Nicht nur die andächtige Betrachtung des Jahreslaufs der Natur zeichnen den Dichter Haag aus, sondern auch der scharfe und unbestechliche Blick auf die Zeitläufe und auf Menschen seiner Heimat. Haag hat sich damit in seiner näheren Umgebung nicht nur Freunde gemacht.
Die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ stufte seine Gedichte in fränkischer Mundart als wichtige Veröffentlichung deutscher Sprache ein. Eine Reihe von Auszeichnungen, auch das Bundesverdienstkreuz folgten. Doch der eigentlich zuständige Südfunk in Stuttgart nahm erst spät von ihm Notiz. Das erste Mundartbuch war in Rothenburg (Bayerisch Franken) erschienen, die Hörbilder Haags brachte das Studio Nürnberg des Bayerischen Rundfunks. Über vierzig Bücher hat der Dichter seither veröffentlicht, die letzten Jahre im Verlag Eppe in Aulendorf. Als er hochbetagt im Ludwigsburger Schloss aus der Hand des Herzogs von Württemberg den „schwäbischen Literatur-Nobelpreis“ – so spöttisch Haag selbst – bekam, war er auch mit den Württembergern wieder versöhnt.

Otto Bauschert

Otto Bauschert

Otto Bauschert, der Referent des Abends, kennt Gottlob Haag seit den 60er-Jahren. Er erzählt an diesem Abend aus dessen Leben und liest typische Gedichte des Autors, vor allem solche in Mundart.

Bass uff, wenn dr Noochtkrabb kummt. Gedichte von Gottlob Haag, gelesen und erläutert von Otto Bauschert
Freitag, 19. Dez., 19.30 Uhr
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
Eintritt € 5,-

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