Ausstellung Ulrich Bernhardts „Max Eyth“

veröffentlicht am 10. September 2009

Die neue MUSE-O-Ausstellung besteht aus zwei Teilen: Unter dem Titel „Max 8/II … die Reise nach Samara“ blickt einerseits der Medienkünstler Ulrich Bernhardt auf den Ingenieur und Schriftsteller Max Eyth (1836-1906); der zweite, kleinere Teil „Max Eyth in Stuttgart“ beleuchtet den lokalgeschichtlichen Zusammenhang. Eröffnet wird die Schau am 17. Oktober um 19 Uhr.

Jeder Stuttgarter kennt den Max-Eyth-See, doch wer kennt heute noch die Person hinter dem Namen? Eyth studierte in Stuttgart Maschinenbau, arbeitete vier Jahre lang in der Kuhnschen Fabrik in Berg. Er bereiste als Handelsvertreter eines englischen Dampfmaschinen-Herstellers nahezu alle Kontinente, um neue Techniken des Pflügens und auch der Binnenschifffahrt mittels Dampftechnik einzuführen. Auf seine „Wander- und Lehrjahre“ folgten die „Meisterjahre“ in Deutschland: die Gründung und Leitung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG). Schließlich ließ er sich als Schriftsteller nieder und verfasste auf der Grundlage seiner Erlebnisse Romane und Erzählungen wie den Bestseller „Hinter Pflug und Schraubstock“ (1899).

Eyth in seiner Stuttgarter Zeit

Eyth in seiner Stuttgarter Zeit

Seit vier Jahren arbeitet der Medienkünstler Ulrich Bernhardt über Max Eyth und ist ihm an die Schauplätze seiner Arbeit und seiner Bücher gefolgt, so etwa nach New Orleans, wo Eyth unmittelbar nach dem nordamerikanischen Bürgerkrieg eintraf; heute, nach den Verwüstungen durch den Hurrikan Katrina, steht die Stadt wieder vor der Aufgabe, sich neu zu erfinden, mit und trotz fortschreitender Technisierung. Jetzt hat Bernhardt auf seiner Reise nach Samara die Situation der Landwirtschaft im heutigen Russland untersucht. Nach dem Ende des Kommunismus und der Auflösung der Kolchosen haben sich nun Ansätze von privaten Großfarmen gebildet. Eindrücke vom Ernteeinsatz eines deutschen Landwirts mit 2000 Hektar, vom Besuch der Agrarakademie in Kinel und Timashwo, wo Max Eyth 1876 dampfpflügte, mischen sich mit An- und Einsichten in die Millionenmetropole Samara, eine Partnerstadt Stuttgarts.
Ulrich Bernhardt studierte an der staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart bei Sonderborg und war in der Filmklasse bei Hartmut Bitomsky und Harun Farocki. 1973 verwirklichte er erste Arbeiten mit Film und Video, schon 1978 zeigte er Videoinstallationen; er gehört damit zu den Pionieren der Videokunst im deutschen Südwesten. 1978-86 wirkte er als erster Künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Reuchlinstraße in Stuttgart.
Bernhardts multimedialen, oftmals thematisch gebundenen Werkblöcke sind immer mit aufwändigen Recherchen verbunden. So arbeitet er seit 2005 an dem Max-Eyth-Zyklus, der den Fokus auf den Beginn und das Ende des klassischen Industriezeitalters richtet. Er realisierte den ersten Teil der Reihe unter dem Titel „Full Steam Max 8“ anlässlich des 100. Geburtstages des Dichter-Ingenieurs 2006 in der Städtischen Galerie Kirchheim/Teck mit dem Schwerpunkt „Industrialisierung der Landwirtschaft“. Inzwischen erweiterte er das Werk nach Recherchen in Kairo, New Orleans, St. Louis (alle 2006) und Samara (2009). Kuriosum am Rande: Bei vielen Wirkungsorten von Max Eyth handelt es sich um heutige Partnerstädte Stuttgarts.
Der lokalgeschichtliche Teil der Ausstellung zeigt in einigen Tafeln die Stuttgarter Jahre Eyths. 1852 bis 1856 studierte er hier an der Polytechnischen Schule, von 1857 bis 1861 arbeitete er in der Maschinenfabrik Kuhn in Berg. Erzählt wird auch die ebenso legendäre wie witzige Geschichte, wie Eyth und Kuhn versuchten, auf dem Hof der Fabrik einen neu entwickelten Gasmotor ans Laufen zu bringen.

Ulrich Bernhardt: Max 8/II … die Reise nach Samara. Der zweite Teil des Max-Eyth-Zyklus. Eine MUSE-O-Ausstellung mit einem kleinen Beitrag von Ulrich Gohl über „Max Eyth in Stuttgart“
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
17. Oktober bis 22. November 2009, geöffnet Sa 14-18, So 13-18 Uhr (mit weiterführenden Informationen)

Termine:
– 17. Oktober, 19 Uhr:
Eröffnung mit einer Einführung von Susanne Jakob
– 20 November, 20 Uhr:
Matinee mit Jo Kalka – „Technik und Leidenschaft, Max Exth, das 19. Jahrhundert und wir“

Eintritt Ausstellung: € 2,-, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

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