Kritischer Rundgang am Ostendplatz

veröffentlicht am 20. September 2010

Vor allem um Städtebau und Architektur geht es bei einem „Kritischen Stadtrundgang“, den die Gruppe Stuttgart-Ost der Architektenkammer am 30. September rund um den Ostendplatz veranstaltet.

Der Stuttgarter Osten wurde im Wesentlichen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts besiedelt, einer Zeit dramatischer politischer und kultureller Umbrüche. Tatsächlich zeigt sich das Gebiet rings um den Ostendplatz im Luftbild als eigentümliches Patchwork aus vielen jeweils prägnanten, jedoch unterschiedlichen Siedlungsmustern. Damit unterscheidet es sich sowohl von den Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts (Westen, Süden) mit ihrer einheitlich durchparzellierten Block-struktur, als auch von den Siedlungen der 50er- und 60er-Jahre (Rotweg, Fasanenhof, Freiberg), die einem durchgängigen städtebaulichen Entwurf folgen. Aktuelle Planungen von Stadtumbauten und -erweiterungen zeigen dagegen häufig ähnlich heterogene Muster wie der Stuttgarter Osten. Es lohnt sich also nachzufragen, aus welchen Gründen und unter welchen Bedingungen der Stadtteil sein heutiges Gesicht erhalten hat und welche Chancen oder Probleme diese besondere Sied-lungsstruktur mit sich bringt.
Die bewegte Geschichte des traditionellen Arbeiterviertels wird bei dem Spaziergang natürlich ebenso Thema sein wie die vielfältigen Ansätze zu seiner Aufwertung seit den 80er-Jahren. Nachdem in jüngster Zeit selbst in schwierigen Lagen, etwa beiderseits der Talstraße, vielversprechende Wohnbau-projekte entstanden sind, steht aktuell die Neugestaltung des SSB-Geländes um das frühere Straßenbahndepot an. Hier muss sich zeigen, ob und wie der Verlust, den der Wegzug der Staatstheater-Dependance für den Stadtteil bedeutet, durch innovative Bau- und Nutzungskonzepte zu kompensieren ist.
Der Stadtspaziergang startet am Ostendplatz, dem unbestrittenen Zentrum des Stadtteils; weiter geht’s dann in seine Gründungszelle, die „Kolonie Ostheim“ des „Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen“. Anschließend führt der Weg durch verschiedene Siedlungen, die kurz nach dem Ersten Weltkrieg für Gasarbeiter, Straßenbahner und ähnliche Berufs-gruppen entstanden. Ehemalige Produktionsstätten, die heute von unterschiedlichsten Dienstleistern genutzt werden, neue Wohnungsbauten, die Raichberg-Realschule und das Leo-Vetter-Bad bilden Richtung Talstraße eine städtebaulich ziemlich ungeordnete, aber funktionsfähige Mischstruktur. An der Ostendstraße gibt es interessante Bauzeugnisse der frühen Moderne zu entdecken. Zum Schluss geht es zwischen SSB-Depot und Ostendplatz um die Konzepte der Stadterneuerung in den 80er-Jahre und heute.
Wie immer werden Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen dabei sein und die Diskussion mit ihren Beiträgen bereichern.

Der „Rote Osten“ – Zeitzeugnis und lebendiger Stadtteil. Ein „kritischer Stadtrundgang“ der Architektenkammergruppe Stuttgart-Ost unter Mitarbeit von MUSE-O.
Donnerstag, 30. September 2010, 16.30-ca. 19 Uhr, Treffpunkt: Ostendplatz, vor der Filiale der BW-Bank
Voranmeldung bei Kammergruppe Stuttgart-Ost/Thomas Herrmann, Tel. 0711/ 48 75 00, Fax 48 77 08,
E-Mail: t.herrmann@architekten-ars.de

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