Gastausstellung „100 Jahre Waldheim Gaisburg“

veröffentlicht am 12. Oktober 2011

Vor genau einem Jahrhundert gründeten Arbeiter aus den östlichen Stadtteilen das Waldheim Gaisburg, um sich zwanglos treffen und politisch diskutieren zu können. Aus diesem Anlass hat der Waldheimverein Gaisburg eine Jubiläumsschau zusammengestellt, die ab dem 5. November als Gastausstellung im MUSE-O zu sehen ist.

Die Ausstellung, allerdings etwas anders dargeboten, war bereits im Saal des Waldheims Gaisburg aufgebaut. Nun kommt sie ins Stadtbezirksmuseum des Stuttgarter Ostens. Zwölf Tafeln erläutern in ausführlichen Texten die Geschichte und die Arbeit der im Volksmund „Kommunisten-Waldheim“ genannten Einrichtung. Dazu kommen Erinnerungsstücke wie Flugblätter, Programme oder eine Fahne, die eine russische Delegation in den 1920er-Jahren als Gastgeschenk überbrachte.


Fahne aus den 1920er-Jahren

1911 gründeten Arbeitersänger, Arbeitersportler und Sozialdemokraten das hiesige Waldheim – das nach Heslach und Sillenbuch dritte seiner Art. Die Waldheimbewegung fand außerhalb der Region kaum Nachahmer und gilt so als eigenständiger und eigenartiger Beitrag Stuttgarts zur Arbeiterkultur. Während der Weimarer Zeit spaltete sich die Arbeitbewegung; einige Sozialdemokraten verließen 1931/32 das (nun kommunistisch orientierte) Waldheim Gaisburg und gründeten auf der anderen Straßenseite das Waldheim Raichberg. Die Nazis verboten 1933 beide Arbeiterparteien und ihre Vereine, beschlagnahmten deren Gelände, Gebäude und Vermögen.
Nach 1945 konnten die Waldheime wieder erstehen. Das „Gaisburg“ blieb seiner politischen Grundrichtung treu; weil es aber offiziell parteiungebunden war, konnte ihm das KPD-Verbot 1956 nichts anhaben. In den 50ern und 60ern kamen mehr und mehr auch „unpolitische“ Gäste hierher, genossen die Bunten Abende und die Kinderprogramme. Die politischen und kulturellen Bewegungen der Nach-68er-Zeit spiegelten sich im Veranstaltungsprogramm des Vereins, hier verkehrten linke Arbeiter und Künstler gleichermaßen. Mit dem Ende des so genannten „real existierenden Sozialismus“ geriet das Waldheim Gaisburg in eine Krise – und „erfand“ sich weniger dogmatisch neu.
Die Ausstellung wird am Samstag, dem 5. November um 17 Uhr eröffnet vom Vorsitzenden des Museumsvereins, Peter Metzler, und vom Vorsitzenden des Waldheimvereins, Dieter Lachenmayer. Anschließend führt Renate Mausner durch die von ihr zusammengestellte Schau.
Begleitend ist eine 60seitige Festschrift mit zahlreichen Abbildungen erschienen, sie ist für eine Schutzgebühr von zwei Euro in der Ausstellung erhältlich.

100 Jahre Waldheim Gaisburg 1911-2011. Eine Gastausstellung des Waldheimvereins Gaisburg im MUSE-O
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
5. Nov.-18. Dez. 2011, Eröffnung Sa., 5. Nov. 2011, 17 Uhr
Geöffnet Sa, So 14-18 Uhr (mit weiterführenden Informationen)
Eintritt: € 2,-, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

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