U. O. Rabsch mit neuem Roman im MUSE-O

veröffentlicht am 13. März 2012

Der in der Abelsbergstraße im Stuttgarter Osten praktizierende Arzt und Romancier Udo Oskar Rabsch, der ansonsten nur selten öffentlich auftritt, stellt am 27. April im intimen Rahmen des MUSE-O sein neues Werk vor.

Die Hauptfiguren in „Der gelbe Hund“ sind einerseits ein angeblicher Amerikaner, A. D. Adams, der sein Gedächtnis verloren hat und 1940 stellvertretender ärztlicher Direktor der Euthanasieanstalt Schloss Grafeneck war, und andererseits eine junge Zigeunerin, Nike Herzsieg, deren Schwestern dort umgebracht wurden. Täter und Opfer treffen in einer Favela-Siedlung auf der Insel La Palma aufeinander, die in den 1950er-Jahren während des Franco-Regimes ein Fluchtpunkt vieler Nazis war. Hier stießen der extreme Reichtum einer Bananenaristokratie auf die extreme Armut der Arbeiter.

Udo Rabsch – Standbild aus einem Film von Vaclav Reischl

Udo Rabsch – Standbild aus einem Film von Vaclav Reischl

Immer geht es bei Rabsch auch, wie er selbst schreibt, um „den Schatten, den der Leichenberg des Zweiten Weltkrieges wirft“, darum, wie die Sprache zerstört sei nach der Katastrophe, „zerstört wie alles andere, entleert und mit Blut und Dreck verschmiert“. Dem gegenüber stehe „die souveräne Allnatur, die sich hoch aufrichtet gegen die Niederung des Menschlichen“, im Roman als „himmelhohe Vulkankette, die die Sonne, den Mond und die Sterne im Kreis herumführt und auf ihre Weise das letzte Wort hat“.

„Der gelbe Hund“ ist der achte Roman des 1944 im heute polnischen Praschnitz geborenen Autors. Daneben hat der 1971 in Tübingen promovierte Mediziner Essays und Theaterstücke geschrieben. Kritiker heben immer wieder seine „Sprachmacht“ hervor, die sich auch in dieser Lesung zeigen wird.

Sie steht in der neuen Reihe „Text & Extra“, die MUSE-O zusammen mit der Ostend-Buchhandlung präsentiert. Als „Extra“, als Veranstaltungsteil, der über eine bloße Lesung hinausgeht, zeigen die Veranstalter zu Beginn des zweiten Teils eine Arbeit des ebenfalls im Stuttgarter Osten lebenden Filmemachers Vaclav Reischl. Er kollagiert das Rabsch’sche Theaterstück „eingeklemmt“ mit Bilder aus Theresienstadt. Der Schliesser der Gaskammer und der letzte Jude, der seine Hand in der Tür eingeklemmt hat und aus der Todeszelle wieder herausgezogen werden muss, treffen sich im Altersheim und führen jeden Morgen dasselbe Gespräch.

„Der gelbe Hund“: Udo Oskar Rabsch liest aus seinem neuen Roman. Eine Veranstaltung in der Reihe „Text & Extra“ mit einem Film von Vaclav Reischl.
Freitag, 27. April 2012, 19 Uhr
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
Eintritt: € 6,-


Zur Kartenreservierung

Kategorien: Lesung/Vortrag | Kommentare deaktiviert für U. O. Rabsch mit neuem Roman im MUSE-O