Ausstellung: Über Kübler und all die anderen
Im Stuttgarter Osten gab es einst mehrere bedeutende Textilfabriken, außerdem buchstäblich Hunderte von Schneiderinnen und Schneidern mit eigener Werkstatt. Ihnen widmet MUSE-O seine neue Ausstellung.
Einer der ältesten Stuttgarter Industriebetriebe war eine 1852 gegründete Korsettfabrik, aus der Brauburger & Karst in der Fuchseckstraße hervorging. Die Strickkleidung von Kübler in der Ostendstraße und die Unterwäsche von Julius Schmidt & Cie. (Isco) in der Haußmannstraße genossen weltweites Ansehen. Dazu kamen hier im Stadtbezirk weitere, teils spezialisierte Textilunternehmen, die heute weitgehend vergessen sind.

Textilfabrik Schmidt, Gesamtansicht 1910
Für die Versorgung der Bevölkerung mit Kleidung spielten auch die zahlreichen Schneiderinnen und Schneider in ihren oft winzigen Werkstätten eine wesentliche Rolle. Ihre Kunstfertigkeit war auch und gerade beim Flicken und Umarbeiten gefragt.
Mit ihnen allen befasst sich die neue Ausstellung im MUSE-O. Auf mehr als zwei Dutzend Tafeln werden die Arbeit und die Produkte dieser Menschen in Wort und Bild vorgestellt und damit in Erinnerung gerufen. Eine ganze Reihe der gezeigten historischen Fotos sind bisher unveröffentlicht.
Auf Bitten von MUSE-O haben viele aus dem Stadtbezirk, aber auch darüber hinaus, in ihren Schränken gewühlt und manches textile Schätzchen zu Tage gefördert. Verführerisch funkelt etwa das Lurex-Twinset von Kübler, während die „Liebestöter“ aus dem gleichen Hause heute eher zum Schmunzeln bringen. Isco-Produkte dokumentieren die Entwicklung der Männerunterhose. Aus dem Nachlass einer Schneiderin stammen zauberhafte, aufwändig gearbeitete Puppenkleider. Selbstverständlich ist auch das passende Werkzeug, weitgehend aus Gablenberger Besitz, zu bewundern.
Recherchiert und erarbeitet wurde die Schau von der Historikerin Gabriele Bauer-Feigel, die in Granheim auf der Schwäbischen Alb ein kleines Textilmuseum betreibt und die MUSE-O-Ausstellung exklusiv für den hiesigen Museumsverein entwickelt hat. Dabei hatte sie grundlegende Forschungsarbeit zu leisten, denn über diesen Aspekt der Lokalgeschichte liegen, übrigens auch stuttgartweit, kaum Untersuchungen vor.
Eröffnet wird die Ausstellung mit einer kleinen Feier am Sonntag, dem 18. November um 16 Uhr.