Mechanische Musikinstrumente im MUSE-O – Hier macht die Kurbel die Musik
Sie ist nicht zu überhören, die neue Ausstellung „Drehorgel & Co.“ im MUSE-O: Zu ihren Öffnungszeiten dürfe auch Passanten auf der Straße kaum entgehen, dass da etwas im Gange ist. Denn dieses Mal kann man die Exponate nicht nur bestaunen und Informationen dazu lesen oder hören, sondern sie auch selbst „bespielen“ – und so klang die Vernissage am 23. September zeitweise wie ein Vorgriff aufs Gablenberger Drehorgeltreffen.
Die Besucher hatten viel Freude daran, die mechanischen Instrumente, von der Platten- oder Walzenspieldose bis hin zum sich drehenden Weihnachtsbaumständer mit Musik, erklingen zu lassen. Mal klingen sie weich und voll, mal eher schnarrend und disharmonisch.
Schon lange bevor das Grammophon Karriere machte, hatten Menschen das Bedürfnis, zu Hause Musik zu reproduzieren. Dem trugen Spieldosen oder Musikautomaten, meist mit einer Kurbel zu bedienen, Rechnung. Technisch unterschieden sie sich zum einen durch das genutzte Speichermedium, wie Ulrich Gohl von MUSE-O, der auch diese Ausstellung konzipiert und zusammengestellt hat, erklärte: Auf Walzen mit Nadeln oder Krampen, auf Platten mit nach unten aufgebogenen Löchern oder Lochstreifen wurden die Lieder „codiert“. Daraus musste dann wieder ein Klang generiert werden, zum Beispiel durch das Anschlagen von Metallzungen oder durch Ansaugen von Luft, die Pfeifen ertönen ließ. Im nächsten Schritt wurden ganze Instrumente automatisch gespielt, wie beispielsweise das automatische Klavier „Pianola“.
Das größte in der Ausstellung vertretene Stück ist ein „Komet“ Stand-Automat von 1898: ein ganzes Möbelstück, ähnlich wie eine große Pendeluhr, im dem nach dem Aufziehen Blechplatten mit 85 Zentimetern Durchmesser die jeweilige Melodie abspielen. Der volle, weiche Klang beeindruckte bei der Vorführung die Besucher der Ausstellung, umso mehr, als dieses in Leipzig gefertigte Stück eine echte Rarität ist – das zweite bekannte Exemplar dieser Art stehe in einem Sultanspalast auf Sumatra, berichtete Gohl. Diese Kostbarkeit darf das Publikum nicht anfassen, sonst aber fast alles in den beiden Ausstellungsräumen, mit gebührendem Respekt natürlich.
Impressionen von der Vernissage (Fotos: Ait Atmane)
Bei der Zusammenstellung der mechanischen Instrumente waren die beiden Sammler Uwe Gernert aus Lengenfeld im Ostallgäu und Rudi Clausnitzer aus Nattheim wichtige Leihgeber. Sie informierten bei der Vernissage und führten ihre Schätze auch vor, erläuterten die verschiedenen Techniken und die Geschäftsmodelle, die es früher gab. So wurden Drehorgeln in einer Art Leasing verliehen: Impressionen aus der Welt der Drehorgelbauer und -spieler in Berlin bieten die Bilder des Fotografen Willy Römer, die im Treppenhaus des Alten Schulhauses hängen und zur Ausstellung gehören.
Drehorgel & Co. Mechanische Musikinstrumente zum Schauen, Hören und Spielen. Eine MUSE-O-Ausstellung
MUSE-O, Gablenberger Hauptstraße 130 bis 25. November.
Geöffnet Sa, So 14 bis 18 Uhr
Eintritt: 2 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
Aktuelle Informationen stets unter: www.muse-o.de
MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart
Hier klicken: Bericht in der Stuttgarter Zeitung über die neue Ausstellung