Bedeutendes Fundstück

veröffentlicht am 11. Januar 2022

Immer wieder stellen Menschen dem Museumsverein Stuttgart-Ost besondere historische Bilder zu Verfügung. Ein herausragendes stellen wir heute vor; es hat auch Aufnahme in die Neuauflage des MUSE-O-Buches „Der Stuttgarter Osten um 1900“ gefunden.

Vor einigen Jahren brachte Heinz Rebhorn bei einem Museumsbesuch eine Fotografie mit ins MUSE-O. Es handelte sich um ein so genanntes Kabinettfoto, eine Aufnahme, die der Fotograf auf einen starken Schmuckkarton aufgezogen hatte. Und dieser Fotograf ist beileibe kein Unbekannter, sondern Friedrich Clar aus Ostheim, den die MUSE-O-Kuratoren schon in der Ausstellung über Dorffotografen auf einer eigenen Tafel vorgestellt hatten. Das Bild zeigt im Vordergrund die teilweise abgedeckten Pflanzbeete einer Gärtnerei samt Geräteschuppen – und einen spannenden Hintergrund. Die MUSE-O-Leute haben das rare Motiv sogleich eingescannt.

Gaisburg, Gärtnerei Rebhorn, Ecke Pflasteräcker-, Hornbergstr., um 1915, MUSE-O-Besucher

Die Gärtnerei, so erzählte der Überbringer des Bildes, habe seinen Vorfahren gehört und sich in Gaisburg an der Ecke zwischen der Hornberg- und der Pflasteräckerstraße befunden, also gleich neben dem Gaisburger Friedhof. Nun ging es darum, einige Gebäude im Hintergrund zu identifizieren.
Zunächst fällt der hohe Kamin links auf. Er gehörte zum Ostheimer Schwimmbad, dem massigen Gebäude rechts daneben; es wurde auf Initiative von Kommerzienrat Leo Vetter nach Plänen von Oberbaurat Georg Stahl erbaut und im Jahre 1910 eröffnet. Der Baublock weiter rechts mit den auffälligen Dachgauben ist Teil der zwischen 1911 und 1914 errichteten Siedlung Ostenau an der Landhausstraße. Bei dem Gebäude mit dem markanten Turm, weit rechts knapp unterhalb des Horizonts eher zu erahnen als zu sehen, handelt es sich um die so genannte Kleine Villa; sie stand am Rande des Parks der Villa Berg, dort wo sich heute der Sportplatz der Cotta-Schule erstreckt. Und halbrechts hinter der Gärtnerei sind Grabkreuze des Gaisburger Friedhofs zu erkennen.
Das Bild ist eines derjenigen, die erstmals in die erweiterte Neuauflage des erwähnten Buches aufgenommen wurden. Über ein Dutzend Fotos sind jetzt dazugekommen, so dass das 80-seitige Bändchen nunmehr 68 ganzseitige Bilder, meist Ansichtskarten, mit den erläuternden Texten umfasst.

Ulrich Gohl: Der Stuttgarter Osten um 1900. Eine kurze Darstellung mit vielen Bildern. Herausgegeben von MUSE-O, Museumsverein Stuttgart-Ost e. V. (= Band 12 der Reihe „Hefte zum Stuttgarter Osten). 3., erweiterte Auflage.
Fest gebunden. 79 S., 68 historische Abb. Stuttgart 2022. € 16,-. ISBN 978-3-925440-47-2

MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart.

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