Wieder spektakulärer Bilderfund

veröffentlicht am 13. Februar 2022

In alten Unterlagen des Museumsvereins Stuttgart-Ost ist erneut ein zauberhaftes, bisher unveröffentlichtes Foto zur Geschichte Gablenbergs entdeckt worden.

MUSE-O-Kurator Ulrich Gohl nutzte die Corona-Zeit, um Unterlagen, die dem Verein vor einiger Zeit übergeben worden waren, genauer durchzusehen und zuzuordnen. Über eine große, weit über 100 Jahre alte, auf Karton aufgezogene Fotografie staunte er nicht schlecht – er hatte das Motiv noch nie gesehen.
Es handelt sich um eine 22 mal 16 Zentimeter große Aufnahme von hoher technischer Qualität. Sie wurde von einer Glasplatte abgezogen und ist ungeheuer scharf. Abgebildet sind offensichtlich Männer bei Straßenbauarbeiten.
Und dann begann die Recherche. Tatsächlich: Die Häuser im Hintergrund lassen sich identifizieren, obwohl keines von ihnen mehr steht, und zwar in Gablenberg. Bei dem ganz links angeschnittenen Gebäude handelt es sich um das Gasthaus Zum Hirsch, Gablenberger Hauptstraße 112. Per Stechschild am Haus teilt der „Restaurateur“ Jakob Hehr mit, dass sein Lokal auch über eine Gartenwirtschaft und eine Kegelbahn verfüge. Der Schuppen daneben, Hausnummer 110, ist unbewohnt – ob es sich da um die am Hirsch angepriesene „Stallung“ handelt?

Gablenberg Hauptstraße, Haus im Erker, Straßenbahnbau um 1905, Bild: MUSE-O


Am nächsten Haus (Nummer 106) fällt ein Erker auf, und genau der hat ihm auch seinen Namen verliehen: Es ist das „Haus im Erker“, im Erdgeschoss (und auf dem Bild nicht zu erkennen) befand sich eine unauffällige „Viktualienhandlung“, also ein Lebensmittelgeschäft. Dahinter stand das „Haus im Hof“ (104), wahrscheinlich der ursprüngliche Kern der Siedlung Gablenberg.
Das Gebäude ganz rechts im Bild (Hausnummer 102) ist das Gasthaus Zum Lamm des Wirts Wilhelm Strauß, das mit seinem Saalbau eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben des Weilers spielte.
Bleibt die Frage, was die Arbeiter auf dem Bild eigentlich tun. In den Jahren 1904/05 wurde die „Kanonenweglinie“ – die Straßenbahn, die von der Stadt über den Eugensplatz, die Haußmannstraße (damals Kanonenweg) und den Urachplatz zum Ostendplatz führte – bis nach Gablenberg verlängert. Mit einem Wort: Die Männer verlegen die neuen Straßenbahnschienen.

MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Stadt Stuttgart.

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