Aufruf: Erinnerungen an den Schmalzmarkt

veröffentlicht am 09. Februar 2023

Die nächste Ausstellung des Museumsvereins Stuttgart-Ost soll sich mit dem Schmalzmarkt befassen. MUSE-O sammelt deshalb jetzt Berichte, Bilder und Erinnerungsstücke.

In jedem alten Ort hat es mit dem Dorfplatz eine besondere Bewandtnis. Der heute Schmalzmarkt genannte Platz in Gablenberg aber ist anders als andere: Er wurde erst 1935 künstlich angelegt.
Dort wo seit Urzeiten mehrere Bäche dem Klingenbach zuflossen, erstreckte sich einst der Kern des Ortes. Hier, in einem einigermaßen ebenen Bereich des steilen Tales, werkelten Menschen in Wohnhäusern und Schuppen, bewirtete ein Gasthaus die Hungrigen und Durstigen, plätscherten Brunnen, spendeten Bäume wohltuenden Schatten. Die weitere Geschichte in dürren Worten: ab 1935 Aufmarschplatz der Nazis vor dem damals so genannten „Haus der Volkstreue“, nach 1945 Lager- und Parkplatz, in den 1980ern Aufwertung zum Ortsmittelpunkt, jetzt Überlegungen zu einer Neugestaltung im Rahmen des Sanierungsgebiets Gablenberg.

Dieses malerische Ensemble musste 1935 zugunsten des (damals noch nicht so genannten) Schmalzmarktes weichen. Foto Schlienz, Sammlung MUSE-O

Weiß noch irgendjemand etwas vom Leben in den 1935 abgerissenen Häuschen oder der Wirtschaft Zur Kelter? Welche Veranstaltungen fanden in der NS-Zeit auf dem Platz statt? Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg waren im Volkshaus die Antifaschistischen Arbeitsausschüsse untergebracht; wie wurde deren Arbeit im Ort wahrgenommen? Was passierte auf dem Platz in den 50ern, 60ern? Die Auseinandersetzung um den Brunnen in den 1980ern ist ausreichend dokumentiert.
Den Kuratoren liegt gutes Bildmaterial vom Beginn der 1930er-Jahre vor, vor allem vom Gablenberger Dorfphotographen Schlienz. Zeitlich davor und danach aber ist die Ausbeute bisher dürftig; wer kann helfen? Gibt es Objekte, die mit dem Schmalzmarkt und seinen umliegenden Häusern in Verbindung zu bringen sind?
Schließlich: Woher kommt der Name Schmalzmarkt, übrigens 1936 auch Schmalz-Platz genannt? Weder gab es in Gablenberg eine nennenswerte Schweinezucht, die größere Mengen an Schmalz hervorbringen hätte können, noch eine Werkstatt für Schmalzhäfen – warum dann also trotzdem „Schmalzmarkt“?
Sachdienliche Hinweise nehmen die MUSE-O-Leute wie immer unter der Mailadresse ausstellungen@muse-o.de entgegen.

Aktuelle Informationen stets unter: www.muse-o.de

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